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Deutschland, das Bauverhinderungsland?

Bauen in Deutschland, fast so kompliziert und teuer wie ein Flug zum Mars.

Eigentlich sollte vom Wirtschaftsmotor Europas und gleichzeitig dem Land in der EU mit der höchsten Bevölkerungszahl erwartet werden, das kräftig gebaut wird. Doch der Blick auf die europäische Statistik bezüglich erteilter Baugenehmigungen zeigt ein völlig anders Bild. Von 13 EU-Ländern, die sich an den statistischen Zahlen beteiligen, sind es nur drei Länder, die noch weniger Bauanträge genehmigen als Deutschland.

Allerdings haben diese drei Länder gute Gründe, warum weniger gebaut wird. Es sind Finnland, Schweden und Norwegen. Alle drei Länder mit geringer Bevölkerungszahl und erschwerten klimatischen Bedingungen. Trotzdem schafft es etwa Norwegen, das teilweise über dem Polarkreis liegt und nur von 5,3 Millionen Menschen bewohnt wird, fast genauso viele Baugenehmigungen zu bewilligen wie Deutschland mit über 80 Millionen Einwohnern. Das Problemkind der EU, Griechenland, bewilligte im Juli 2019, dem aktuell letzten statistisch erfassten Monat, mehr als doppelt so viele Bauanträge wie Deutschland. In Zypern, Ungarn und Portugal waren es dreimal so viele. Auch Frankreich, das ein ähnliches Wirtschaftsniveau wie Deutschland besitzt, aber gut 30 Millionen Einwohner weniger hat, übertraf die Heimat der „Häuslebauer“ um über 10.000 Baugenehmigungen für Wohngebäude in diesem Zeitraum. Es kann auch nicht an der Bevölkerungsdichte liegen. Während zum Beispiel in Deutschland im Durchschnitt 226 Personen auf einem Quadratkilometer leben, sind es in Belgien 376 Menschen. Trotzdem vergab unser westlicher Nachbar mit seinen 11 Millionen Einwohnern fast 20.000 Baugenehmigungen mehr als die 16 Bundesländer der BRD zusammen.

Woran liegt es?

In der Summe sind es eine ganze Reihe von Faktoren, die das Bauen von Wohnraum in Deutschland zu einer schwierigen Angelegenheit machen. Allein diese Faktoren im Detail niederzulegen, würde mehrere Bücher füllen.

Es fängt schon damit an, einen Antrag auf eine Baugenehmigung zu stellen. Allein dafür muss der oder die Bauherrin rund 10 % der gesamten Baukosten veranschlagen, ohne das auch nur eine Schaufel in die Hand genommen wurde. Ein weiterer Faktor ist das oft stringente Vorgehen örtlicher Baubehörden, die nicht selten in den Satzungen der Wohnviertel sogar hineinschreiben, welche Farbe und Form die Dachziegel haben müssen oder Bauten mit Flachdach ausschließen. Unzählige Bauvorschriften sorgen dafür, das wirklich auch das letzte Schräubchen oder ein Nagel irgendeiner Norm entsprechen muss oder bestimmte Handwerksarbeiten nur von Firmen ausgeführt werden dürfen, die in einer Liste geführt sind. Wie bereits erwähnt, könnten diese verkomplizierenden Faktoren endlos weiter aufgeführt werden.

Überregulierung führt zu Spekulation

All diese Dinge verteuern das Bauen und letztlich auch das Bauland, dessen Wert sich am Preis der umgebenden Immobilien orientiert. In den Stadtlagen potenziert sich dies zusätzlich durch die hohe Nachfrage.

Es führt aber auch dazu, dass eine erhebliche Anzahl an Wohngebäuden in Deutschland aus meist spekulativen Gründen nicht bewohnt werden. Abzüglich der Wohnungen, die aufgrund schlechter Bausubstanz nicht bewohnt werden können, sind durchschnittlich 3 % aller Wohnungen in Deutschland unbewohnt. Von aktuell 42 Millionen Wohnungen sind also 1,26 Millionen Wohnungen leer oder ungenutzt. In der Regel deshalb, weil der Eigentümer auf steigende Preise wartet. Selbst in Stadtstaaten wie Berlin oder Hamburg betrug die Leerstandsquote im Jahr 2018 jeweils 6,8 % (Berlin) und 5,6 % (Hamburg).

Vereinfacht kann die Problematik des mangelnden Bauwillens darauf zurückgeführt werden, das Bauen in Deutschland schlicht zu teuer und zu kompliziert ist. Kein Wunder, das Deutschland innerhalb der EU-Mitgliedsländer den Rekord bezüglich Mietverhältnisse aufweist. Nirgendwo gibt es mehr Mieter und weniger Eigentümer als in Deutschland.

November 2019


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