Immobilien Bewertung - Finanzierung - Kauf

Immobilien: Suche - Bewertung - Finanzierung - Kauf

Was ist denn Low-Tech-Architektur?

Nicht erst seit der Corona-Pandemie ist Nachhaltigkeit im Bauwesen ein Thema, doch die Krise bestärkt die Befürworter darin, Gebäude unter anderen Prämissen zu gestalten. Low-Tech-Architektur ist ein Weg dahin.

Das moderne Bauwesen des 21. Jahrhunderts ist ohne global bezogene Produkte kaum vorstellbar. Das aber ist einer der Ansatz- und Kritikpunkte innerhalb der Low-Tech-Architektur. Wie es der Name wohl schon erahnen lässt, soll in der Low-Tech-Architektur auf übermäßig viele technische Innovationen verzichtet werden. Wie fatal sich Übertechnisierung auswirken kann, zeigt das Beispiel des BER, des Berliner Großflughafens, dessen Eröffnung jahrelang aufgrund technischer Hemmnisse verschoben wurde. Aber auch viele Eigentümer von Ein- oder Mehrfamilienhäusern sind mit der Technisierung und Digitalisierung ihrer Gebäude nach einiger Zeit nicht mehr so glücklich. Tatsächlich können die meisten Versprechungen nicht oder nur teilweise gehalten werden. Weder zeigen sich erwartete Energieeinsparungen im vorhergesagten Maß, noch überzeugen die Anlagen durch Langlebigkeit. Vielmehr stehen oft schon nach kurzer Zeit teure Reparaturen an und nicht selten wird die Funktionalität von Wartungsverträgen abhängig gemacht.

Zurück zu bewährten Mustern

In der Low-Tech-Architektur wird nicht versucht, das Gebäude so abzuschirmen, das es eigentlich egal ist, wo auf der Welt es steht, ob nun Beispielsweise in Novosibirsk oder in Palma de Mallorca. Die Erstellung eines Gebäudes ohne Berücksichtigung des örtlichen Klimas erfordert eine Vielzahl von digitalisierten und miniaturisierten Einbauten auf Basis von Prozessoren. Diese Produkte sind jedoch in ihrer Menge und ihrer Vernetzung untereinander anfällig für Störungen. Zudem sind sie sehr oft nicht reparabel, sondern müssen ausgetauscht werden.

Statt sich in hochkomplexen Lüftungs- und Wärmesteuerungsanlagen zu verlieren, die mit unzähligen Sensoren und Aktoren versuchen, das menschliche Bedürfnis nach frischer Luft und angenehmen Klima nachzuempfinden, nehmen sich die Planer und Entwickler in der Low-Tech-Architektur seit Jahrhunderten bestehende Gebäude zum Vorbild. So ist etwa das typische Schwarzwaldhaus ein seit über 400 Jahren genutztes Beispiel für Low-Tech-Architektur. Das Schwarzwaldhaus ist den örtlichen Gegebenheiten, Hanglage, schneereiche Winter, starke Sonneneinstrahlung im Sommer und starker Wind, sehr gut angepasst. Dabei unterscheidet sich das Schwarzwaldhaus noch einmal in 7 verschiedene Grundtypen, die wiederum dem jeweiligen Mikroklima entsprechen. Grundsätzlich ist das Schwarzwaldhaus ein multifunktionales Gebäude, auf die Bedürfnisse der Landwirte im Schwarzwald ausgerichtet. Natürlich lässt sich das nicht im Gesamten auf die Architektur von modernen Gebäuden übertragen, aber ein Schwarzwaldhaus liefert die Ideen, wie sich das Gebäude, seine Materialien und seine Ausrichtung nutzen lässt, um Lüftung und Heizung durch das örtliche Klima in der Funktion zu unterstützen. Dabei kommen auch moderne Techniken in den Einsatz, jedoch möglichst nur in dem Rahmen, wie diese auf physikalischen Gesetzmäßigkeiten beruhen. Ein Wärmetauscher muss Beispielsweise kein komplexes Gerät mit Pumpen, Ventilklappen, Computersteuerung und Chemikalien sein. Gebäudehüllen etwa können, richtig konzeptioniert und ausgerichtet, auch Wärmetauscher sein, die im Winter wärmen und im Sommer kühlen. Dabei kann nichts kaputtgehen und es wird auf natürlichem Weg Energie gespart. Zugleich sind die Materialien regional beziehbar.

Allerdings geben die Verfechter der Low-Tech-Architektur auch zu, dass die Bereitschaft zu Kompromissen gegeben sein muss. Das Einfamilienhaus, in dem an 365 Tagen und Nächten pro Jahr exakt eine Raumtemperatur von vielleicht 21 Grad erreicht wird, das gibt es in der Low-Tech-Architektur nicht. Gewisse Schwankungen wird es immer geben, niemand wird jedoch erfrieren oder sich zu Tode schwitzen. Dafür ist Low-Tech-Architektur günstiger, nachhaltiger und der oder die Hausherrin benötigt kein Diplom in Computerwissenschaften, um beispielsweise die Heizung richtig einzustellen.

Juli 2020


Weitere Meldungen in den Archiven:
2010/2011, 2012, 2013-2014, 2015, 2016, 2017, 2018, 2019, 2020-2023,
Immobilien News ab 2024


[ © Das Copyright liegt bei www.immobilien-bewertung-finanzierung.de | Immobilien: Informationen zu Kauf, Bewertung und (Bau)Finanzierung von Immobilien]

nach oben | Home | Sitemap | Impressum & Kontakt
©: www.immobilien-bewertung-finanzierung.de

© www.immobilien-bewertung-finanzierung.de