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Nachhaltiges Bauen – wie geht das?

Energieeinsparung und nachhaltiges Bauen sind gerade im Bauwesen aktuelle Themen, die durchaus kontrovers diskutiert werden. Dass dabei nicht alles Gold ist, was glänzt, zeigt Beispielsweise die Polystyrol-Problematik. Für viele Bauherren und Bauherrinnen ist die Errichtung eines Hauses oft auch eine Gradwanderung bezüglich des eigenen Gewissens. Gerne würden viele künftige Hauseigentümer nachhaltige Baustoffe einsetzen, müssen aber aus Budget-Gründen auf andere, keineswegs nachhaltige Materialien ausweichen. Doch was ist eigentlich nachhaltig im Bauwesen?

Begriffe wie Bio oder Öko haben längst auch in der Bauwirtschaft Einzug gehalten und verführen dazu, den jeweils so belabelten Produkten gleich auch noch den vermeintlichen Stempel der Nachhaltigkeit aufzudrücken, wenn auch oft nur in der eigenen Vorstellung. Nachhaltigkeit jedoch bedeutet immer, das Produkt in seiner Gesamtheit zu betrachten, was alle zur Herstellung und dem Verkauf notwendigen Prozessschritte beinhaltet, das Verhalten während der Verwendung und letztlich die Möglichkeiten der Wiederverwertung.

Die graue Energie wird gerne vergessen

So manches Produkt überzeugt zunächst durch seine Ursprungsmaterialien, jedoch wird oft übersehen, dass in der Verarbeitung viel Energie steckt, um das jeweilige Material überhaupt erst für den Hausbau oder die Innenausstattung geeignet und verfügbar zu machen. Diese graue Energie steht der Nachhaltigkeit im Wege, denn sie lässt sich nicht neutralisieren oder ausgleichen. Zudem ist sie nicht so leicht zu erkennen.

In solchen Fällen kann und darf sich der oder die Bauherrin auf Qualitäts- beziehungsweise Gütesiegel verlassen. Was jedoch verlässlich ist, steht wiederum auf einem anderen Blatt, denn die Schwemme an unterschiedlichen Gütesiegeln, die überwiegend der Verkaufsförderung dienen, lässt mitunter glauben, dass praktisch alles, was angeboten wird, sowohl biologisch wie auch nachhaltig produziert wurde. Im Bereich der Bauwirtschaft sind es vor allem fünf Siegel, deren Unabhängigkeit bewiesen ist und deren Qualitätskriterien transparent und nachvollziehbar dargelegt sind:

Auch wenn die genannten Gütesiegel durchaus als Orientierung beim nachhaltigen Bauen dienen können, ersetzen sie nicht einfach das Nachdenken über die wichtigsten Kriterien der Nachhaltigkeit. So etwa den der Logistik.

Drei wichtige Kriterien zur Nachhaltigkeit

Kokosfaser oder neuseeländische Schafwolle sind sehr gute biologische Dämmstoffe oder kommen in Bodenbelägen zum Einsatz. Das Problem ist der Transport. Wenn zwischen dem Ursprungsort des Rohstoffes und dem Ort der Verwendung mehrere Tausend Kilometer Wegstrecke liegen, kann von Nachhaltigkeit keine Rede mehr sein.

Das wohl erste zugrundeliegende Kriterium für Nachhaltigkeit ist dementsprechend ein möglichst regionaler Bezug. Der Begriff regional lässt sich wiederum nicht exakt eingrenzen. Regional kann die nächste Kiesgrube in 10 Kilometer Entfernung sein, aber auch der italienische Fliesenhersteller, dessen Produktion 800 km weit weg liegt. Je näher, desto besser, denn so verringert sich die für den Transport eingesetzte Energie.

Wertigkeit und Reinheit

Das zweite Kriterium ist die Frage nach der Reinheit der Baumaterialien. Je sortenreiner ein Produkt ist, desto geringer sind die energetischen Aufwendungen in der Herstellung und desto einfacher lässt es sich recyceln. Im modernen Bauwesen kommen sehr viele Verbundstoffe zum Einsatz, die klar erkennbar sind, aber auch Materialien, denen ihre Verbundenheit mit anderen Stoffen nicht so leicht anzusehen sind. Das ist die wohl größte Gruppe im Bereich der Baumaterialien, die sich von Dämmmaterialien über den Trockenbau bis hin zu den Bodenbelägen zieht. Als Faustregel für die Auswahl sollte einfach die Frage nach der Materialreinheit gestellt werden. Vollholz oder Tonziegel sind Beispiele dafür. Natürlich gibt es wiederum andere Materialien, etwa bestimmte Metalle, die aus Legierungen bestehen und trotzdem nachhaltig sind, bestes Beispiel hierfür ist Messing.

Das dritte Kriterium ist die Wertigkeit des Baustoffes. Je länger es in der Erstnutzung verwendet und danach vielleicht sogar in der Zweitnutzung eingesetzt wird, desto besser ist es in Bezug auf die Nachhaltigkeit. So etwa bei alten Türen und Fenstern, für die es inzwischen sogar Firmen gibt, die sich auf die Aufbereitung spezialisieren. Qualitativ gute Produkte mit hoher Lebensdauer sind zuerst meist teurer in der Anschaffung, machen sich aber letztlich immer bezahlt.

März 2019


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