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In Deutschland ist der Krieg der Steine ausgebrochen. Vorgartenbesitzer mit Steingärten gegen Gemeinden und Kommunen.
Es scheint, als wäre im Deutschland des Frühjahrs und Sommers 2019 ein Krieg ausgebrochen. Die sich gegenüberstehenden Kriegsparteien sind hierbei Vorgartenbesitzer und Gemeinden. Erste Geplänkel sind bereits aufgeflackert und führten zum Beispiel in der Baden-Württembergischen Stadt Heilbronn zu einer Satzungsänderung für Neubaugebiete oder in Xanten in NRW sogar zu einem Verbot.
Der eigentliche Kriegsgrund kommt recht harmlos daher und zeigt sich auf den ersten Blick eher als ein Ausdruck modernen Lifestyle und nicht als Anlass für wirklich kontroverse Auseinandersetzungen, die inzwischen auf allen öffentlichen Kanälen heftig geführt werden. Es geht um Steingärten, wobei es wohl eher um die extreme Variante der Steingarten-Architektur geht. Steingärten gibt es seit vielen Jahrhunderten, wobei sie sich in verschiedenen Kulturen unabhängig voneinander ausgebildet haben. Vorreiter hierbei waren und sind die Engländer und die Japaner. In beiden Kulturen, die, abgesehen vom gemeinsamen Hang zum Feudalismus, unterschiedlicher nicht sein können, sind Steingärten miniaturisierte oder nachgeahmte Abbildungen von Landschaften. Die darin vorkommenden Steine stellen so zum Beispiel Gebirgszüge oder Hügel, aber auch Felsen, ein Flussbett oder Grotten dar. Der überwiegende Teil des Gartenbildes wird jedoch von Pflanzen bestimmt. Das ist das klassische Bild eines Steingartens.
Heute zeigt sich jedoch so mancher Vorgarten nicht mehr als Vorgarten, sondern als eine geometrisch exakt ausgerichtete Ansammlung von Kies- und Steinflächen, zwischen denen manchmal auch das Grün eines meist exotischen Gewächs hervorblinkt. Zur Anwendung kommen hierbei Gesteinsarten wie
Solche Steinflächen, die kaum noch bepflanzt sind, stellen den wortwörtlichen Stein des Anstoßes dar. Diese durchaus pflegeleichten Steinvorgärten haben inzwischen einen solchen Umfang angenommen, das sich so manche Neubausiedlung eher wie eine graue Steinwüste ausnimmt, da das Grau des Granits, der Lieblingsstein moderner Steingärtner, ein einheitliches Bild zur Garageneinfahrt und zum Asphalt der Straße und des Gehsteiges bildet.
Tatsächlich besitzen Vorgärten und Gärten nicht nur eine optische Funktion, sondern dienen zugleich einem gesunden Stadtklima. Die Rasenflächen, die Büsche, manchmal auch Bäume und die Blumen sind wie Klimaanlagen und Habitate für Insekten, Kleinstlebewesen im Erdreich sowie für verschiedene Vogelarten. Dies meint nicht nur der Naturschutzbund (NABU). Das sollte keineswegs unterschätzt werden in der Annahme, dass die paar Quadratmeter eigener Vorgarten da wohl kaum Einfluss haben können. Die Masse macht es.
Das größte Problem dabei ist ja, das diese Form der Steingärten eigentlich nichts mehr mit einem „Garten“ zu tun haben. Auch der Begriff „Natur“ ist hier völlig fehl am Platze. Es ist eher das erweiterte Wohnzimmer, das mitunter auch im neutralen, aber geschmackvollen Grau gestaltet ist. Insofern sollte eigentlich eher von einem Vorplatz gesprochen werden. Wie in einem städtischen Bürogebiet fehlt die persönliche Note. Das, was eigentlich Stilvoll sein sollte, verkümmert zum monotonen grauen Einheitsbrei. In dem Sinne hat vielleicht so mancher Büroangestellter die Umgebung seines Arbeitsplatzes mit nach Hause genommen.
Städte und Gemeinden können sich jedoch dagegen wehren, in dem die Satzung geändert oder über den Bebauungsplan ein Verbot ausgesprochen wird. Dagegen ist schwer anzukommen, denn wer ein Haus baut, akzeptiert die Satzung der jeweiligen Gemeinde und auch nachträgliche Änderungen. In Bezug auf Klagen gegen das Verbot von Steingärten vor Verwaltungsgerichten wird es vermutlich in naher Zukunft zu interessanten Urteilen kommen, die das Thema noch eine Zeitlang am Leben erhalten werden.
Es muss ja nicht der Gartenzwerg und der Jägerzaun sein, wenn es um Vorgärten geht, aber ein reiner Steingarten ist ein Extrem, das wie alle Extreme den Nachteil besitzt, das es auf kurz oder lang entweder langweilig wird oder auf die Nerven geht. Es ist eine Mode, die für Unstimmigkeiten sorgt und zweimal richtig Geld kostet. Einmal beim Anlegen und einmal beim Ändern, weil der beziehungsweise die Hausbesitzerin den doofen Granit einfach nicht mehr sehen kann oder eine Auflage von der Stadt erhält.
Juni 2019
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