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Was in ärmeren Ländern schon länger praktiziert wird, kann auch in Mitteleuropa die Baukosten senken.
Wer sich im Großraum Stuttgart ein Häuschen bauen will, was bei den Schwaben gemäß ihrer eigenen Weisheit: „schaffe, schaffe, Häusle baue“, scheinbar zur Lebensaufgabe gehört, muss schon für den Erdaushub tief in die Tasche greifen. Allein die Entsorgung beziehungsweise gesetzlich vorgeschriebene Deponierung des Aushubs für ein Einfamilienhaus verursacht im Durchschnitt Kosten von rund 30.000 Euro.
Das im Jahr 1998 verabschiedete Bundes-Bodenschutzgesetz regelt die Verwendung von Aushub auf Baustellen. So etwa die des wertvollen Mutterbodens oder auch Oberbodens, der separat zum darunter liegenden Aushub gehandhabt werden muss. Mutterboden darf nicht einfach entsorgt werden, sondern muss, wenn er nicht später für die Gartengestaltung des neuen Hauses eingesetzt wird, der sachgemäßen Wiederverwertung zugeführt werden. Aber auch der Aushub darunter stellt inzwischen vielerorts ein Problem dar. Er muss auf eventuelle Altlasten untersucht und deponiert werden. Doch der Platz auf Deponien in ganz Deutschland wird langsam eng und die Einrichtung neuer Deponien dauert im Schnitt rund zehn Jahre. Darum hat sich inzwischen ein wahrer Aushub-Tourismus entwickelt, wobei Lastwagen mit Erdaushub mitunter bis zu 100 km zurücklegen, um einfache Erde loszuwerden. Aus dem Gesetz zum Schutz der Erde und des Bodens ist auch aufgrund der regen Bautätigkeit der letzten Jahre ein bürokratisches Monster geworden, das nicht nur hohe Kosten verursacht, sondern ebenso der Umwelt durch die Transporte mehr schadet als nützt.
Warum nicht aus der Erde gleich an Ort und Stelle Ziegel machen? Natürlich gibt es in Deutschland Vorschriften bezüglich der für tragende Wände verwendeten Ziegel. Doch gibt es in Haus und Garten genügend weitere Möglichkeiten, selbst gemachte Ziegel zu verwenden, etwa für die Gartenmauer, für Einfassungen, als Pflaster für Gartenwege, Gartenhäuschen, nicht tragende Zwischenwände oder als Füllziegel in den Fachwänden eines Holz-Carports. Dabei besitzen Erdziegel erstaunlich hohe Festigkeiten. In der Schweiz wurden inzwischen sogar tragende Wände aus Erdziegeln gebaut.
Doch was sind Erdziegel eigentlich? Ursprünglich waren und sind damit in der Sonne getrocknete Lehmziegel gemeint. Diese wohl ursprünglichste Art der Ziegelherstellung macht wiederum die Verwendung von Lehm notwendig und luftgetrocknete Lehmziegel sind nicht Wasserfest. Heute kann zur Herstellung sehr fester und wasserdichter Erdziegel stabiler Stahl verwendet werden. Technisch gesehen wird dabei ein Gemisch aus herkömmlicher Erde, etwas Zement und rund 5 % Wasser in eine Stahlform gefüllt und anschließend manuell oder hydraulisch gepresst. Durch den hohen Druck entsteht eine so starke Verdichtung des Gemisches, das danach nur noch eine kurze Trocknungszeit benötigt wird. Letztlich wird daraus ein Ziegel, der es in Bezug auf Druck- und Tragfähigkeit mit seinen gebrannten Kollegen aus der Fabrik durchaus aufnehmen kann. Nachfolgend die Zusammensetzung des Gemisches:
Das entsprechende Gerät zur Herstellung der eigenen Erdziegel gibt es schon für rund 1000 Dollar, allerdings nur aus Asien mit entsprechend langer Lieferzeit. In Deutschland findet sich schlicht kein Hersteller oder etwa eine Vertriebsfirma. Dabei handelt es sich um eine recht simple Technik und für eine hiesige Stahlbaufirma wäre es kein Problem, eine manuelle Ziegelpresse herzustellen, wobei natürlich die hohen Lohnkosten den Preis der Ziegelpresse stark verteuern würde. Vermutlich erscheint es Bauherren einfach zu exotisch, Ziegel selbst vor Ort zu produzieren. Je nach Modell ist es zugegebenermaßen ein relativ zeitaufwendiger Prozess, dafür jedoch mit einem sehr niedrigen ökologischen Fußabdruck. In Zeiten des Klimaschutzes nicht der schlechteste Gedanke.
Oktober 2019
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