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Ein Dach über dem Kopf, eine relative Sache

Was in Deutschland in Bezug auf den Hausbau als Standard gilt, das ist in vielen anderen Ländern der Erde ein unbezahlbarer Luxus.

Wer hierzulande den Wasserhahn öffnet, erlebt einen Wasserstrahl mit der Stärke von 3 bis 4 bar. Das ist ein sehr kräftiger Strahl, der aber nur deshalb zustande kommt, weil ein erheblicher technischer Aufwand dahinter steht. Dazu gehören nicht nur große Pumpensysteme und Hochbehälter, sondern auch ein Wasserleitungssystem, das diesem Druck standhalten kann. In vielen anderen Ländern würde ein Druck von 3 bis 4 bar eine Katastrophe verursachen. Die Leitungen, meist aus einfachem Kunststoff, würden platzen und an allen Ecken und Enden entständen Fontänen, die das kostbare Nass verschleudern. Druckleitungen wie in Deutschland sind deshalb oft nicht möglich. Das Wasser wird nur über das natürliche Gefälle in den Leitungen transportiert, wobei noch nicht einmal 1 bar Wasserdruck erreicht wird, wenn denn überhaupt Wasserleitungen vorhanden sind.

Auch unsere feste Bauweise mit Ziegeln, Beton und Stahl ist, weltweit gesehen, nicht die meistgenutzte Art des Hausbaus, wohl aber diejenige, die die meisten natürlichen Ressourcen frisst und den höchsten Umweltschaden verursacht. Tatsächlich ist eines der am häufigsten genutzten Baumaterialien der Welt das Wellblech. Es wurde übrigens bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in London erfunden und wenn amerikanische Westernfilme authentisch wären, würden sie keine Westernstadtfassade aus Holz, sondern sehr einfache Wellblechhütten zeigen, die den echten Pionieren des US-amerikanischen Westens als billige Unterkünfte dienten. Das Wellblech als Dacheindeckung ist seitdem noch weit populärer geworden, denn es ist unschlagbar preiswert im Verhältnis zur Fläche, die damit bedeckt werden kann. Dazu ist es sehr umweltfreundlich. Der Stahl wie auch die Verzinkung korrodieren mit der Zeit und hinterlassen einen neutralen CO2-Abdruck. Zwischendrin jedoch wird Wellblech oft über Jahrzehnte hinweg genutzt. So manches deutsches Haus erlebt schneller eine neue und teure Dacheindeckung als eine einfache Hütte mit Wellblech in einem armen Land.

Der Vergleich hinkt, aber nicht zu sehr

Sicher herrschen in vielen armen Ländern klimatische Verhältnisse, die eine sehr aufwendige Bauweise nicht nötig machen. In den Tropen und Subtropen wäre etwa ein KfW-Standardhaus schlicht rausgeworfenes Geld.

Auf der anderen Seite ist die Wertigkeit deutscher Häuser im Verhältnis zur Nutzungsdauer extrem übertrieben. Vor allem ein Produkt steht hierbei im Fokus: der Zement. Allein im Jahr 2019 wurden nur in Deutschland 28,7 Millionen Tonnen Zement verbraucht. Auf jeden einzelnen Bürger, gleich welchen Alters und Geschlecht, kommen so 35 kg Zement pro Jahr. Dabei ist Zement in der Herstellung sehr energieaufwendig und lässt sich in Form von Beton, mit Zuschlagstoffen vermischt, kaum recyceln. Im besten Fall dient er als Füllmaterial im Straßenbau. Die Langlebigkeit des Betons spielt dabei kaum eine Rolle, weil der Mensch nach etwa einer Generation, rund 31 Jahre, das Bedürfnis nach neuem hat, egal wie gut der Beton dann noch ist. Allerdings gibt es für die Stabilität des Zements als Bindemittel für Beton auch keinen Ersatz. Es besteht aber die Möglichkeit, die Verbrauchsmenge an Zement deutlich zu reduzieren, etwa durch Glasfaserbeton oder Carbonbeton statt Stahl als Armierung. Die Einsparungen an Zement und Zuschlagstoffen liegen hierbei bei über 50 %. In Zeiten des weltweiten Klimawandels, bei dem vor allem die Wellblechhütten der Ärmsten der Armen von Stürmen und Fluten weggerissen werden, sollte dringend in Politik und Bauwirtschaft darüber nachgedacht werden.

Dezember 2020


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