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Ein Paukenschlag in der Gaskrise: Die Förderung für energieeffiziente Gebäude wird reformiert

Mitten in der Gaskrise hat die Bundesregierung nun die Gebäudeförderung reformiert. Insgesamt soll mehr Geld für die Förderung energieeffizienter Bauten zur Verfügung stehen. Außerdem sollen die Antragstellung einfacher und die Zuständigkeiten klarer werden. Doch Vertreter der Wohnungsbranche sind entsetzt. Denn der einzelne Bauherr bekommt weniger Geld und für Neubauten stehen kaum noch Mittel bereit, weil der Fokus auf die Sanierung von Altbauten gelegt wird. Hinzu kommt, dass die Übergangsfrist, bis die neuen Fördersätze gelten, äußerst knapp bemessen ist. Sozusagen mal wieder über Nacht werden neue Regelungen eingeführt, bei sehr knappen Übergangsfristen, so dass viele Bauherren, die mitten in der Planung und Finanzierung stecken möglicherweise umdenken müssen.

Warum eine Reform notwendig war

Die dramatisch gestiegenen Energiekosten haben anscheinend einen regelrechten Sanierungs-Boom ausgelöst. So wurden zwischen Januar und Juli 2022 bereits 9,6 Mrd. an Fördermitteln ausgeschüttet. Das ist nahezu doppelt so viel wie im gesamten Jahr 2020. Hätte sich dieser Trend fortgesetzt, hätte möglicherweise ein kompletter Förderstopp gedroht, wie es Anfang 2022 schon bei Neubauten der Fall war.

Dem will die Bundesregierung entgegen steuern, indem mehr Geld für die Sanierung bereit steht, wobei gleichzeitig die Fördersätze gesenkt werden. Insgesamt könne dadurch also mehr saniert werden, wobei die direkte Unterstützung für den Bauherrn geringer ausfällt. Insgesamt will die Bundesregierung den Topf für die Förderung von regenerativen Energien und Energieeffizienz ab 2023 auf 16,9 Milliarden Euro aufstocken. Je nachdem, was umgebaut werden soll, erhalten die Eigentümer aber im Einzelfall bis zu tausende von Euro weniger an Förderung. Wer beispielsweise sein Haus komplett auf eine höhere Effizienzstufe sanieren möchte, erhält künftig maximal 67.500 Euro statt bis zu 75.000 Euro wie bisher. Wer seine Fenster austauscht bekommt nur noch 12.000 Euro statt 15.000 Euro und die Umrüstung der Heizung auf eine Wärmepumpe wird nunmehr mit höchstens 24.000 Euro gefördert, während es dafür bisher bis zu 30.000 Euro vom Staat gegeben hat.

Was sich durch die Reform ändert

Bereits Ende Juli sind die Zuschüsse für umfassende Sanierungsmaßnahmen gesunken. Wollen Eigentümer einen Altbau zu einem Effizienzhaus umbauen, erhalten sie einen Kredit mit Tilgungszuschuss von fünf bis 25 Prozent, statt 25 bis 50 Prozent. Der genaue Prozentsatz wird individuell aus dem Effizienz-Standard ermittelt, der durch den Umbau erreicht wird. Gehört das Gebäude zu den ineffizientesten 25 Prozent aller Gebäude, gibt es zusätzlich einen Bonus. Reine Zuschüsse werden von der KfW-Bank nicht mehr ausgezahlt, gestrichen wurden auch die zinsvergünstigten Kredite für Einzelmaßnahmen. Auch Gasheizungen werden nicht mehr gefördert.

Ab dem 15. August folgt der zweite Schritt der Reform. Dann ist nur noch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle für Einzelmaßnahmen zuständig. Beispielsweise, wenn ein Besitzer lediglich die Fenster oder die Heizungsanlage austauschen will. Auch in diesem Fall werden Gasheizungen nicht mehr gefördert und die Höhe der Zuschüsse sinkt.

Dass der Fokus bei der Reform ganz klar bei Sanierungen liegt, lässt sich daran ersehen dass nur noch eine Milliarde für Neubauten vorgesehen ist. Im vergangenen Jahr hingegen wurden für sogenannte KfW-55 Gebäude noch sechs Milliarden Euro ausgegeben.

Wie reagiert die Wohnungsbranche auf die Reform?

Vertreter der Wohnungsbranche reagieren mit Entsetzen auf die Reform. Negativ dürfte sich die Reform insbesondere für sozial ausgerichtete Wohnungsunternehmen auswirken: Sie dürften geplante Investitionen in den Klimaschutz wohl zurückstellen oder die Investitionen durch höhere Mieten refinanzieren.

Wer die Details der Änderungen ansehen möchte wird hier fündig:

Förderungen und Vorschriften haben Auswirkungen

Man kann sich sowieso fragen, wie das alles zu bewerkstelligen ist. Bekannt war ja, dass Ölheizungen demnächst nicht mehr eingebaut werden dürfen, nun kommen noch die Gasheizungen hinzu. Für Pelletheizungen braucht es Platz, Wärmepumpen sind vergleichsweise teuer und haben gerade im Altbau oftmals zur Folge, dass auch die Heizkörper z.T. getauscht werden müssen. Dann stelle man sich vor, dass man in eng bebauten Gebieten überall Wärmepumpen stehen hat, wo es ggf. dann Ärger in der Nachbarschaft gibt, weil das leise Surren dem ein oder anderen als nervend auffällt. Für Mehrfamilienhäuser braucht es mehrere bzw. größere Wärmepumpen als Kaskaden geschalten. Wärmepumpen benötigen Strom. Dieser Mehrbedarf an Strom lässt sich nicht nur und auch nicht überall vom Dach her gewinnen. Gerade in eng bebauten Wohn-Carrés mit mehrstöckigen Häusern wäre die Dachfläche zu klein um hier den Strom zu produzieren. Ob überall das Stromnetz ausreicht um zukünftig alles nur noch über Strom zu machen?

Vermutlich sind derzeit viele Eigentümer und Vermieter ratlos, wie und zu welchen Kosten man eine Heizungsumstellung bzw. Wohnhüllensanierung angehen kann. Das hin und her schafft nicht gerade Planungssicherheit. Hinzu kommt dann noch, dass die Bauvorschriften immer mehr verschärft werden, dass Modernisierungskosten weniger umlegbar sind, dass Baukosten und Lieferengpässe jedes Vorhaben derzeit kaum planbar machen.

Auch das Ziel, jedes Jahr 400.000 neue Wohnungen zu schaffen, dürfte wohl noch unwahrscheinlicher werden. Denn ohnehin werden wegen höherer Baukosten und Lieferengpässen zahlreiche Bauvorhaben gestoppt. Wenn dann auch noch staatliche Zuschüsse zusammengestrichen werden, fehlt ein weiterer Anreiz, neue Wohnungen zu schaffen. Selbst wenn der Anreiz da wäre, fehlt manchem nun das Geld.

Juli 2022


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