Immobilien Bewertung - Finanzierung - Kauf
Mini-Häuser mit geringer Wohnfläche sind nun schon einige Jahre im Gespräch und nicht nur das. Seitdem die Idee des „kleinen“ Hauses aus den USA nach Europa herüberschwappte, hat sich einiges getan. Leider jedoch kaum bei der deutschen Bürokratie. Wie bei fast allem steht einer guten und umweltfreundlichen Idee ein komplizierter Wust an Anträgen entgegen, der das bauen oder aufstellen eines Tiny House im Verhältnis zur Wohnfläche teurer macht, als wenn eine 20-Zimmer-Villa in ein Naturschutzgebiet gerammt wird.
Seit diesem Jahr müssen sich Hersteller und Eigentümer sogar mit den Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes herumschlagen. Für Häuschen, die im Schnitt gerade einmal 20 qm Wohnfläche aufweisen. Es wird zum Beispiel allen Ernstes verlangt, dass bei Mini-Häusern des Typ 1, das sind dann Häuschen, die als dauerhafter Wohnsitz eingestuft sind, eine Statik-Überprüfung durchgeführt wird. Außerdem muss für alle neuen Mini-Häuser diesen Typs ab Baujahr 2023 ein Gebäudeenergieausweis erstellt werden.
In Deutschland liegt das Baurecht bei den 16 Ländern. Diese handhaben den Umgang mit Tiny-Häusern recht unterschiedlich. Hinzu komme die einzelnen Kommunen, die in ihren Satzungen festlegen, was auf einem Wohngrundstück überhaupt gebaut oder hingestellt werden darf. Nach wie vor dominiert das Einfamilienhaus mit 120 bis 150 qm Wohnfläche, obwohl die Größe einer Familie in Deutschland kontinuierlich sinkt. Der Großteil der Bevölkerung in Deutschland sind Singles, gefolgt von Paaren und der kleinste Teil sind Familien mit einem oder mehr Kindern. Das komplexe Baurecht in Deutschland erzeugt ein Paradoxon. Einerseits soll umweltfreundlich und nachhaltig gebaut und auch gewohnt werden. All dies ließe sich mit einem Tiny House machen. Doch die Bauvorschriften zwingen zur Größe und zur Verschwendung.
Es gibt inzwischen mehrere Tiny House Siedlungen in der Bundesrepublik. Jedoch vorwiegend auf ehemaligen Campingplätzen. Nicht selten leben die Bewohner dieser Häuser auch noch in einer rechtlichen Grauzone, weil eigentlich das dauerhafte Wohnen auf einem Campingplatz nicht erlaubt ist. Würde wiederum die jeweilige Gemeinde das Land, auf dem der Campingplatz steht, als Bauland ausweisen, kämen auf die Bewohner nicht nur erhebliche Erschließungskosten für jedes einzelne Tiny House zu, die Aufwertung würde das Land so teuer machen, dass die Pacht dafür in die Höhe schießt. Tatsächlich gilt auch heute noch, dass sich in einem Tiny House am günstigsten leben lässt, wenn dieses quasi als Anbau auf einem bereits bebauten Grundstück steht.
In Frankreich wurde im Jahr 2014 ein Gesetz verabschiedet, das jedem erlaubt, zu wohnen, worin und wie es gefällt. Das sogenannte Alur-Gesetz erlaubt das genehmigungsfreie Aufstellen von Wohnmöglichkeiten auf privatem Gelände, wenn diese maximal 20 qm Grundfläche aufweisen. Das kann ein Bauwagen, ein Zelt oder auch ein Container sein.
Die Franzosen haben nämlich schon damals erkannt, dass Leben auf kleiner Fläche immer umweltfreundlich und nachhaltig ist, unabhängig von Fragen der Statik oder der Dämmung. Darum boomt das Tiny House in Frankreich und es ist viel günstiger als in Deutschland. Gut, es mag qualitativ nicht so hochwertig sein, doch dafür gibt es Bausätze schon ab 3000 Euro. In Deutschland aber werden die Menschen gezwungen, ein Tiny House zu bauen oder zu kaufen, das möglichst die nächsten 100 Jahre hält, aber zuvor Ressourcen für 200 Jahre verbrauchte.
August 2023
Weitere Meldungen in den Archiven:
2010/2011,
2012,
2013-2014,
2015,
2016,
2017,
2018,
2019,
2020-2023,
Immobilien News ab 2024
[ © Das Copyright liegt bei www.immobilien-bewertung-finanzierung.de | Immobilien: Informationen zu Kauf, Bewertung und (Bau)Finanzierung von Immobilien]
nach oben | Home | Sitemap | Impressum & Kontakt
©: www.immobilien-bewertung-finanzierung.de
© www.immobilien-bewertung-finanzierung.de