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Einbruch im Bauwesen 2023 und die Folgen

Das Jahr 2023 zeigt sich für Hochbau-Unternehmen nicht von den rosigen Seiten, die die Firmen in den letzten Jahren gewohnt waren. Dabei sollte doch eigentlich wie wild gebaut werden. Gerade Wohnungen sind Mangelware, trotzdem gingen die Genehmigungen für den Bau von Wohnungen allein in Bayern im ersten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahr um fast 29 % zurück. Bundesweit waren es gut 25 % weniger. Es sind vor allem private Bauinvestoren, die sich zurückhalten und damit das erklärte Ziel der Bundesregierung, 400.000 neue Wohnungen pro Jahr, in weite Ferne rücken lassen. Dabei steht Deutschland mit diesem Problem nicht allein da. Beim Nachbar Österreich ist ähnliches zu hören. Doch wo sind die Probleme?

Eine schwierige Gemengelage

Das IMK, das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung innerhalb der Hans-Böckler-Stiftung, zeigt in einer Studie auf, dass die Zahl der Neubauwohnungen im Jahr 2024 auf gerade noch 177.000 sinken könnte. Fast so wenig wie 2009, innerhalb der damaligen Finanzkrise.

Das IMK sieht die größte Problematik in unzureichenden Förderprogrammen für den allüberall propagierten klimafreundlichen Neubau und zu restriktive Zugangsbedingungen. Gleichzeitig steigen mit den Zinsen auch die Kosten. Eine weitere Problematik wird in einer zu einseitig auf die Förderung von Sanierungen ausgelegten Politik gesehen.

Die Vorschläge des IMK gehen dahin, die Fördermittel der KfW zu erhöhen. Dem wird entgegengehalten, dass zusätzliche Gelder aus der öffentlichen Hand die Inflation und damit die Baupreise noch weiter steigen lassen. Hier weist das IMK darauf hin, dass zu wenig gebaute Wohnungen ebenfalls die Mieten und damit auch die Inflation steigen lassen. Ein klassisches Dilemma, aus dem es scheinbar keinen Ausweg gibt.

Was kann getan werden?

Das erklärte Ziel ist es, neuen sozialen Wohnraum zu schaffen, darin dürfte wohl Einigkeit bestehen. In der Folge sinken durch das erhöhte Angebot die Mieten und aller Voraussicht auch die Inflation. Werden nun die beiden Varianten: Wohnraum durch Neubau und Wohnraum durch Sanierung gegenübergestellt, ist es aus ökonomischer wie ökologischer Sicht kein Fehler, den Förderprogrammen bei den Sanierungen mehr Gewicht zu verleihen.

Während ein Neubau ein sehr umfangreiches Procedere beinhaltet, vom Erwerb des Grundstückes über den Baugenehmigungsantrag bis zur Ausführung, zeigen sich Sanierungen in sehr vielen abgestuften Varianten. Das Potenzial für neue Wohnungen in Bestandswohnungen ist weit größer als es neu ausgewiesenes Bauland gibt. Allein die Anzahl nicht ausgebauter Dachgeschosse in Deutschland würde die Zielsetzung von 400.000 Wohnungen pro Jahr über Jahre hinweg erfüllen. Von Aufstockungen auf unzählige Mehrfamilien-Wohnbauten mit Flachdach erst gar nicht zu reden. Sanierungen sind dazu kostengünstiger und umweltfreundlicher zu realisieren als Neubauten. Es würde sogar, zumindest teilweise, den Fachkräftemangel in der Bauwirtschaft kompensieren. In vielen Sanierungen spielt der Trockenbau eine große Rolle, der in der handwerklichen Ausführung geringere berufliche Anforderungen stellt, als dies im Neubau der Fall ist. Um eine Wand aus Stellriegeln und Rigipsplatten zu erstellen, braucht es keine dreijährige Maurerlehre und auch keinen Maurermeister. Damit sind wir bei einem Teil des Bauhandwerks, der die Misere mit verursacht, den Handwerkerkosten sowie einem Wust an Bauvorschriften, die in ihrer Anzahl wirklich nur in Deutschland aufgestellt werden konnten.

Letztlich aber darf auch nicht außer Acht gelassen werden, dass sich die öffentliche Hand in den letzten 30 Jahren mehr und mehr aus dem Wohnungsbau zurückgezogen hat und sich nun einmal mehr zeigt, dass der Markt eben nicht alles allein regelt.

September 2023


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