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Selbstklebende Dachfolie

Wer schon einmal ein Flachdach mit Teerpappe eingedeckt hat, weiß, was für eine Arbeit das ist. Stundenlang, je nach Fläche, mit dem Gasbrenner entlang der Überlappungen der Teerpappe-Bahnen laufen und diese mit den festen Arbeitsschuhen aus Leder fest drücken. Meist wogen die Schuhe danach doppelt so viel, weil der durch den Brenner verflüssigte Teer an ihnen kleben blieb. Auch die weiteren Arbeiten am Flachdach, wie das aufbringen und verteilen der Kiesschicht, sind kein Zuckerschlecken. Das ganze bestmöglich bei Sonnenschein und hohen Temperaturen, denn es darf kein Wasser unter die frisch verlegte Dachpappe gelangen.

Seit einiger Zeit wird selbstklebende Dachfolie angeboten, die das Verkleben der Überlappungen mittels Gasbrenner erübrigt. Selbstklebende Dekorfolie, etwa für Tischflächen oder Schulbucheinbände, ist ja nichts Neues, doch in den Dimensionen und der Festigkeit, um damit ein Flachdach wasserdicht zu machen, ist es noch nicht so lange auf dem Markt. Dabei ist die Folie je nach technischer Ausstattung nicht nur für Flachdächer geeignet. Ihr Einsatzgebiet erstreckt sich in der sogenannten BAUDICHT-Qualität auf praktisch jeden nur möglichen Untergrund, selbst auf unbefestigten Boden oder die nackte Erde.

Wie setzt sich die selbstklebende Dachfolie zusammen?

Die Folie besteht aus EPDM, Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk. EPDM ist ein Synthesekautschuk, der nicht nur für Dacheindeckungen verwendet wird. Sein Einsatzgebiet umfasst zum Beispiel:

Die Eigenschaften von EPDM sind im Vergleich zu Naturkautschuk und erst recht zu Teer geradezu sagenhaft. Übrigens wurde EPDM bereits in den 1950er-Jahren von Karl Ziegler in Deutschland und Giulio Natta in Italien entwickelt, die dafür zusammen im Jahr 1963 den Chemie-Nobelpreis erhielten.

Es wäre fast einfacher, aufzuzählen, wogegen EPDM nicht resistent ist. Abgesehen von massiven mechanischen Einwirkungen, etwa durch Bohren oder Nageln, hält EPDM fast alles aus, was so normalerweise vorkommen kann. Säuren, Laugen, Wasserdampf, Kältebeständig bis -40 Grad, Hitzebeständigkeit bis +130 Grad Celsius. Trittfest und Brandsicher nach Norm EN 45545. Einzig Mineralöle und Benzin können EPDM angreifen. Nicht umsonst wird für EPDM eine Mindesthaltbarkeit von 50 Jahren angegeben. Im Jahr 1968 wurde das erste Flachdach mit EPDM eingedeckt und angeblich besteht es noch heute, völlig intakt und ohne Reparaturen in diesem Zeitraum.

Welcher Kleber kommt zum Einsatz?

Selbstklebende EPDM-Folie wird an der Klebeseite mit einem Dispersionsklebstoff beschichtet, der wiederum mittels einer Deckfolie bis zum Einsatz kaschiert wird. Unter einem Dispersionsklebstoff ist ein Kleber zu verstehen, dessen Moleküle nicht in Lösemitteln gelöst, sondern von Wasser umgeben sind. Erst wenn die Kaschierfolie entfernt wird und der Kleber offen auf dem jeweiligen Untergrund aufliegt, beginnt die Kohäsion wie auch die Adhäsion. Dispersionsklebstoffe erzielen ihre höchste Klebkraft erst nach der vollständigen Verdunstung der Wasseranteile im Kleber, sind aber bereits in der Verarbeitungsphase kaum noch vom Untergrund trennbar, weshalb auf die korrekte, faltenfreie Ausrichtung der Bahnen geachtet werden muss.

Da weder im Kleber noch in der EPDM-Folie Weichmacher, Lösungsmittel oder andere Schadstoffe vorkommen und sie eine sehr hohe Lebensdauer aufweisen, gelten die daraus gefertigten Dachfolien wie auch andere auf EPDM basierende Produkte als nachhaltig. Zumal eine Wiederaufbereitung nach Ablauf der Verwendungszeit möglich ist.


Dezember 2023


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